Reflectance Transformation Imaging (RTI) ist eine computergestützte Fotografiermethode, mit der von einem Objekt mehrere Bilder mit fixierter Kameraposition und variablen Beleuchtungspositionen gemacht werden. Anschließend werden die Aufnahmen vom Computer zu einem Polynomial Texture Map (PTM) zusammengerechnet. In der resultierenden Datei kann die Position der Lichtquelle verändert werden, um beispielsweise die Oberfläche des aufgenommenen Objekts im Schräglicht untersuchen zu können.
RTI wurde erst 2001 entwickelt und hat inzwischen eine weite Verbreitung für die Dokumentation von Objekten mit flachen Oberflächen, wie etwa Felsbilder, Inschriften oder Münzen, gefunden, da hochauflösende Ergebnisse mit vergleichsweise günstiger Ausrüstung erzielt werden können.
Langzeitformate
Die Aufnahmen für RTI erfolgen mit einem Fotoapparat, weshalb man es bei der Archivierung hauptsächlich mit Rastergrafiken zu tun hat. Ausführliche Hinweise zu geeigneten Langzeitformaten sind in dem Kapitel Rastergrafiken zu finden.
Zusätzlich müssen die resultierenden softwareabhängigen Dateien für die Archivierung berücksichtigt werden. Die Formate für RTI wurden in den Hewlett-Packard-Laboratories entwickelt und von Cultural Heritage Imaging (CHI) erweitert und ergänzt.
Ausgangsformat | Begründung | |
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DNG | Originale Aufnahmen in RAW, sollten als DNG gespeichert werden. | |
TIFF | Originale Aufnahmen, die nicht in RAW aufgenommen wurden, sollten als TIFF gespeichert werden. Vor der Prozessierung erheblich bearbeitete Aufnahmen (z.B. Freistellung des Objektes), sollten in einem gesonderten Ordner ebenfalls als TIFF gespeichert werden. |
Prozessierungsformat | Begründung | |
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JPG | Programme zur Erzeugung von RTI-Dateien benötigen meist JPG-Dateien. Auch die von den Programmen erzeugten Zwischenbilder werden als JPG gespeichert. Für diese Dateien ist die Archivierung im JPG-Format zulässig. | |
XML | Alle Einstellungen werden in einer automatisch erzeugten XML-Datei gespeichert. | |
LP | In der textbasierten LP-Datei (light position file) werden die Positionen der Lichtquelle für jedes einzelne Bild gespeichert. Sie wird automatisch erzeugt, kann aber auch manuell erstellt werden. |
Ergebnisformat | Begründung | |
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PTM | Das Format Polynomial Texture Map wurde in den Hewlett-Packard-Laboratories entwickelt und speichert für jedes Pixel eine Funktion, mit der die Farbwerte des Pixels in Abhängigkeit der Lichtquelle errechnet werden können. | |
RTI | Das RTI-Format wurde von CHI entwickelt und bietet im Vergleich zu PTM erweiterte Funktionalitäten im RTIViewer von CHI. | |
XMP | Der RTIViewer von CHI erlaubt das Annotieren der Dateien, um beispielsweise besondere Bildbereiche hervorzuheben. Diese Informationen werden in einer textbasierten XMP-Datei gespeichert. |
Ordnerstruktur
Zwar kann eine PTM- oder RTI-Datei ohne zusätzliche Dateien verwendet werden, jedoch sollte für die Nachnutzbarkeit und Nachvollziehbarkeit das gesamte Datenpaket archiviert werden. Dabei sollten alle Daten nicht alle in einem einzigen Ordner, sondern in einer sinnvollen Ordnerstruktur abgelegt werden. In der folgenden Tabelle wird eine solche Struktur vorgeschlagen und auch die entsprechenden Dateitypen darin aufgelistet.
Die Benennung der Ordner ist hier als Vorschlag zu betrachten. Dabei muss berücksichtigt werden, dass einige Ordner und Dateien von der Software erzeugt werden und diese auch so belassen werden sollten, um wieder mit dem Programm geöffnet werden zu können. Die Struktur orientiert sich an den Vorgaben von Cultural Heritage Imaging (CHI) und der von dem Programm RTIBuilder erzeugten Dateistruktur.
Die gesamten Aufnahmen sollten in einem übergeordneten Verzeichnis mit dem Projektnamen gespeichert werden. Für jedes aufgenommene Objekt muss ein eigener Unterordner angelegt werden, der idealerweise eine eindeutige Bezeichnung des Objektes, wie etwa die Inventarnummer, in der Benennung enthält. In dem übergeordneten Verzeichnis können Dokumentationsdateien abgelegt werden.
Ordnerstruktur und enthaltene Dateiformate | ||||
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In dem übergeordneten Verzeichnis sind alle Aufnahmen enthalten. Außerdem können hier auch Dokumentationsdateien abgelegt werden. Pro Aufnahme entsteht ein Ordner. Neben den verschiedenen Unterordnern enthält dieser auch eine Projektdatei im XML-Format. 'original-captures' enthält die unveränderten Originalaufnahmen im DNG- oder TIFF-Format. 'edited-captures' (optional) enthält überarbeitete Aufnahmen im TIFF-Format. 'jpeg-exports' enthält die Bilder, aus denen das Ergebnis erzeugt wird. Die JPG-Bilder werden entweder aus den Dateien in 'original-captures' oder in 'edited-captures' erzeugt. 'cropped-files' wird automatisch erzeugt. Er enthält JPG-Dateien, die bei der Verwendung der Zuschnittsfunktion als Zwischenergebnis gespeichert werden. 'assembly-files' wird automatisch erzeugt. Er enthält JPG-Dateien, welche die Ausleuchtung des Objektes repräsentieren und eine LP-Datei, in der die Position der Lichtquellen gespeichert werden. 'finished-files' wird automatisch erzeugt und enthält die resultierenden RTIs und PTMs. Werden die Dateien im RTIViewer annotiert, entstehen zusätzlich XMP-Dateien. |
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Dokumentation
Neben den allgemeinen minimalen Angaben zu Einzeldateien, wie sie in dem Abschnitt Metadaten in der Anwendung beschrieben sind, erfordern RTI-Daten Angaben, die Aufschluss über die Aufnahmemethode, deren Umstände und über die Prozessierung der Daten geben. Zusätzlich können weitere Angaben zu dem Projekt als ganzes notwendig sein, um etwa genauere Angaben zu den aufgenommenen Objekten zu machen. Hinweise hierfür sind ebenfalls in dem Abschnitt Metadaten in der Anwendung beschrieben.
Speziell für die freihändige RTI-Aufnahme mittels Highlight-RTI gibt es von Cultural Heritage Imaging einen Shooting-Log, der in angepasster Form auch für andere Aufnahmemethoden verwendet werden kann. Eine Vorlage hierfür wird online in den IT-Empfehlungen zur Verfügung gestellt. Es empfiehlt sich diese Übersicht schon während der Aufnahme der einzelnen Objekte auszufüllen.
Metadatum | Beschreibung |
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Kamera und Objektiv | Modell und Name der verwendeten Kamera sowie Details zum verwendeten Objektiv. |
Kamerafilter | Auflistung aller für die Aufnahme verwendeten Filter, wie etwa Graufilter oder Infrarotfilter. |
Aufnahmemethode | Angabe der Methode, die für die RTI-Aufnahme verwendet wurde. Beispielsweise feste Kuppel oder Highlight-RTI (H-RTI). |
Radius oder Schnurlänge | Radius der verwendeten Kuppel oder des Armes. Wenn H-RTI angewandt wurde, muss die Länge der Schnur angegeben werden. Die Angabe erfolgt in cm. |
Größe der Sphäre | Durchmesser in cm oder mm der verwendeten Sphäre, wenn H-RTI angewandt wurde. |
Lichtquelle | Anzahl und Typ der Lichtquelle, sowie deren Einstellungen. Beispielsweise Canon Speedlite 580 EX II, 1/4 Leistung. |
Projektordner | Name des Verzeichnisses in dem alle Aufnahmeordner gespeichert werden. |
Verzeichnisname | Der Name des Verzeichnisses in dem die originalen Aufnahmen, prozessierten Bilder und Ergebnisdateien liegen. |
Objektbezeichnung | Eindeutige Bezeichnung des Objektes, wie beispielsweise die Inventar- oder Fundnummer. |
Beschreibung | Kurze Beschreibung des Objektes. |
Farbkarte | Wenn eine Farbkarte verwendet wurde, soll angegeben werden, ob sie in jedem Bild vorhanden ist oder nur in einem separaten Bild. Wenn ein Farbprofil verwendet wurde, kann dieses hier angegeben werden. |
Testbilder | Angabe der Dateinamen aller nicht für die Erstellung der RTI-Datei verwendeten Bilder, die jedoch weiterhin beibehalten werden, wie beispielsweise das Bild mit der Farbkarte. |
Aufnahmeteam | Vor- und Nachnamen der Personen, die an der Aufnahme beteiligt waren. |
Rechte | Lizenz der Aufnahme, z.B. CC-BY 3.0 |
Notizen | Weitere Angaben zum Aufnahmeaufbau und besonderen Vorkommnissen. |
Software | Name und Version der zur Erzeugung der RTI-Daten verwendeten Software, beispielsweise RTIBuilder Version 2.0.2. |
Anzahl der Bilder | Zahl der für das finale RTI verwendeten Bilder. |
Weitere Dateien | Liste weiterer Dateien, wie beispielsweise des Shooting-Logs oder Dokumentation der verwendeten Software. |